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In dieser Arbeit wurde zunächst die Cadmiumtoxizität in acht verschiedenen Zellinien untersucht, wobei z.T. große Unterschiede in der Sensitivität festgestellt wurden: Ratten C6‑Gliomazellen waren sehr sensitiv gegenüber einer Cadmiumexposition und zeigten im Neutralrot-Test einen EC50-Wert von 0,7 ± 0,1 µM CdCl2, wohingegen humane A549-Adenocarcinomazellen mit einem EC50-Wert von 164 ± 13,2 µM CdCl2 sehr resistent gegenüber einer Cadmiumexposition waren. Ein zellulärer Wirkmechanismus für Cadmium ist ein Eingreifen in intrazelluläre Signaltransduktionswege. In dieser Arbeit wurde nachgewiesen, dass Cadmium Hormon-induzierte Calciumsignale hemmt und eine cGMP/cAMP-Phosphodiesterase inhibiert (IC50: 6 ± 0,7 µM CdCl2). Diese Enzyminhibition verursachte einen Anstieg der intrazellulären cGMP-Konzentration, was zu einer veränderten Genexpresssion führen kann. Ein zweiter Wirkmechanismus ist die Induktion von oxidativem Stress durch Cadmium. Eine direkte Generierung von reaktiven Sauerstoffspezies durch Cadmium konnte bei Kurzzeitexposition (bis 3 h) nicht nachgewiesen werden, es wurde hingegen nach 24 h ein Rückgang an freien SH-Gruppen und ein Anstieg an oxidativen DNA-Schäden gefunden. Eine Inkubation mit 5 µM CdCl2 für 24 h verursachte in C6‑Zellen einen sechsfachen Anstieg der oxidativen DNA-Schäden von 1015 ± 402 Schäden (Basalwert) auf 6067 ± 601 Fpg-sensitive DNA-Läsionen pro Zelle. In PC12-Zellen verursachte eine Inkubation mit 5 µM CdCl2 einen Anstieg der DNA-Schäden um den Faktor drei. Der Cadmium-vermittelte Zelltod wurde in einigen der untersuchten Zellinien (C6-Gliomazellen, E367-Neuroblastomazellen und NIH3T3-Fibroblasten) über die Induktion von Apoptose ausgelöst. Dieser Prozess wurde in Ratten C6-Gliomazellen weiter untersucht. Es wurde eine apoptotische Fragmentierung der DNA gefunden, nachgewiesen als „DNA-Leiter“ im Agarosegel. Die Ausbildung der Leiter erfolgte 40 h nach der Applikation von CdCl2, es konnte eine konzentrationsabhängige Induktion ab 2 µM CdCl2 bis zu einem Maximum bei 75-100 µM CdCl2 beobachtet werden, danach erfolgte aufgrund nekrotischer Prozesse ein Rückgang in der Ausbildung der Leiter. Im Fluoreszenzmikroskop wurde die Apoptose weiter analysiert: Nach 48 h kam es zu einer Chromatinkondensation und einer Fragmentierung der Zellkerne, weiter wurde eine Exposition von Phosphatidylserin nachgewiesen. Im Verlauf der Cadmium-induzierten Apoptose kam es zu einem Zusammenbruch des mitochondrialen Membranpotentials und einer Aktivierung der Caspase 9. Die Ausbildung der Cadmium-induzierten DNA-Leiter war ATP-abhängig und konnte mit Cycloheximid, einem Proteinbiosyntheseinhibitor, blockiert werden. Die Ausbildung der DNA-Leiter in C6-Gliomazellen war spezifisch für Cadmium, andere toxische Schwermetallionen wie Hg2+, Pb2+ oder Co2+ zeigten keine Apoptosekennzeichen. Nur eine Inkubation mit ZnCl2 (ab 150 µM) führte, ebenso wie Cadmium, zur Ausbildung einer DNA-Leiter. Untersuchungen zur Beteiligung von reaktiven Sauerstoffspezies an der Cadmium-induzierten Apoptose ergaben keine Hinweise: Die Cadmium-induzierte DNA-Leiter konnte durch Gabe von Antioxidanzien (Ascorbinsäure, a-Tocopherol) nicht inhibiert werden. Wasserstoffperoxid ist in C6-Gliomazellen ebenfalls ein Induktor des programmierten Zelltodes: Eine oligonukleosomale DNA-Fragmentation konnte ab 250 µM H2O2 (24 h) beobachtet werden. Es traten jedoch bei einer Ko-Applikation von Cadmium und H2O2 keine synergistischen bzw. additiven Effekte auf. In weiteren Experimenten wurden Effekte von diversen Inhibitoren/Aktivatoren intrazellulärer Signalwege auf die Cadmium-induzierte DNA-Leiter in C6-Zellen untersucht. Es fanden sich verstärkende Effekte bei einer Ko-Applikation von Calcium-Modulatoren wie dem Calciumionophor A23187. Modulatoren einiger zentraler Signalwege wie des PKC- oder PKA-vermittelten Signalwegs zeigten keinen Effekt auf die Cadmium-induzierte apoptotische DNA-Fragmentierung. Aurintricarbonsäure (Aktivator der MAPK-Kaskade) und niedrige Konzentrationen des Ca2+-Chelators 5F-BAPTA/AM zeigten protektive Effekte auf die Cadmium-induzierte DNA-Fragmentierung. Das essentielle Metall Zink schützte vor einer Cadmium-induzierten Apoptose: Durch eine Ko-Inkubation mit ZnCl2 (bis 50 µM) kam es in C6-Gliomazellen zu einer Reduktion der Cadmium-induzierten DNA-Fragmentation.
Arbeitsgruppe Prof. Detmar Beyersmann, Universität Bremen
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